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Katholische Migrantengemeinden

Warum besuchen katholische Zuwanderer anstelle der Schweizer Pfarreien sprachspezifische

Migrantengemeinden? Eine neue Studie des SPI gibt Auskunft über diese Frage.

 

Katholische Zuwanderer – eine grosse Gruppe, wenig beachtet
39 % der in der Schweiz lebenden Migrantinnen und Migranten bezeichnet sich als römisch-katholisch. Ein Teil von ihnen besucht anstelle der regulären Pfarreien sprachspezifische Migrantengemeinden oder Missionen. Diese fanden in der Öffentlichkeit bisher allerdings nur wenig Beachtung. Lange ging man davon aus, dass sich Katholiken aus anderen Ländern früher oder später in die lokalen Strukturen der Kirche integrieren würden. Heute zeigt sich, dass Migrationsgemeinden weiterhin sehr beliebt sind.

Die Studie des SPI
Eine neue Studie des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts (SPI) geht am Beispiel europäischer Expats, afrikanischer Asylsuchender und weiterer Personengruppen der Frage nach, was deren Anziehungskraft ausmacht. Dabei sind zwei wesentliche Punkte zu Tage getreten: Migrantengemeinden dienen zum einen als Orientierungsräume und zum anderen als Netzwerk und „Familienersatz“. In einer kulturell, religiös und sprachlich als fremd empfundenen Umgebung bieten Migrantengemeinden ihren Besuchern einen sozialen Raum an, in dem sie sich schrittweise neu orientieren können. Anders als in vielen anderen Gesellschaftsbereichen können Migranten hier ihre mitgebrachten Fähigkeiten und Sprachkenntnisse nutzen, um sich damit neues Wissen, Kompetenzen und Ressourcen anzueignen, die für das Leben in der Schweiz wichtig sind. Auf sich allein gestellt leiden viele Zuwanderer zudem oft unter Einsamkeit und sozialer Isolation. In Migrantengemeinden fällt es ihnen leichter sozialen Anschluss zu finden. Das geteilte Schicksal als Migranten in der Schweiz, eine ähnliche Religiosität sowie die gemeinsame Sprache vereinfachen das Eingehen von festen sozialen Beziehungen. Auf diese Weise kann ein Teil des Verlustes kompensiert werden, der durch das Verlassen ihrer Familien entsteht.

Fazit
Die Anziehungskraft der Migrantengemeinden geht daraus hervor, dass sie den Bedürfnissen vieler heutiger Migranten entsprechen. Sie bieten einen Ort an, wo sich Anderssprachige zu Hause fühlen, neue soziale Beziehungen knüpfen und gleichzeitig wichtige Fähigkeiten und Ressourcen für das Leben in der Schweiz erwerben können.

Simon Foppa, Katholische Migrantengemeinden. Wie sie Ressourcen mobilisieren und Handlungsspielräume schaffen, Edition SPI 2015, 128 Seiten.