Menu
 Aktuell » Archiv 

Kirchenaustritte – langsame, aber stetige Zunahme

Im Dezember 2015 hat das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut St. Gallen (SPI) eine Übersicht über Entwicklungen in der Religions- und Kirchenstatistik der Schweiz veröffentlicht. Die Langzeitentwicklung der Religionszugehörigkeit zeigt, dass die beiden grossen Landeskirchen seit den 1960er Jahren stark an Bedeutung eingebüsst haben, während vor allem die Zahl der Konfessionslosen, aber auch der Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften ständig ansteigt. Allein zwischen 2000 und 2014 hat sich die Zahl der Konfessionslosen praktisch verdoppelt (von 11.4 auf 22.2%).

Was die Kirchenaustritte betrifft, liegen leider keine Zahlen für die ganze Schweiz vor. Aber in sämtlichen Kantonen, die über Zahlenmaterial verfügen, haben die Kirchenaustritte zwischen 2012 und 2014 zugenommen. Die Unterschiede von Kanton zu Kanton sind beträchtlich. So traten im Kanton Basel-Stadt im Jahr 2012 rund 21, im Jahr 2014 jedoch 30 Personen von Tausend aus der katholischen Kirche aus, im Kanton Thurgau waren es 2012 acht, 2014 neun von Tausend, im Kanton Appenzell nur 1 bzw. 2 von Tausend. Die Austritte schwanken also zwischen Zahlen im Promillebereich bis zu 3% jährlich. Überblickt man die Periode von 2000 bis 2014, so fällt einerseits der starke Ausschlag im Jahr 2010 auf (Missbrauchsskandale!), anderseits jedoch die steigende Gesamttendenz. Die Erosion schreitet also immer schneller voran – in der katholischen Kirche einzig kompensiert durch die Zuwanderung. Im Vergleich mit Deutschland und Österreich steht die Schweiz leicht besser da (2014: D 0.91%, A 1.03%, CH 0.87%).

Das Fazit der Verfasserin, Judith Albisser, lautet: «Es ist davon auszugehen, dass sich das Sinken des Anteils der Grosskirchen in der Schweizer Bevölkerung fortsetzen wird, und dass religiöse Pluralisierung und Säkularisierung die Religionslandschaft weiter prägen und verändern werden.» Zwar ist eine «verstärkte mediale Präsenz des Themas Religion unverkennbar», aber nach wie vor erlebt die Schweiz wie ganz Westeuropa «eine Entkirchlichung des Christseins und eine Entchristlichung der Religiosität» (Hans-Joachim Höhn, Gewinnwarnung. Religion – nach ihrer Wiederkehr, Paderborn 2015, 29).

SPI, St. Gallen: Aktuelle Daten aus der Religions‐ und Kirchenstatistik der Schweiz