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«Mehr gute Geschichten erzählen»

Interview mit Prof. Dr. Iwan Rickenbacher, national bekannter Politik und Kommunikationsexperte, zum neuen Kommunikationskonzept der RKZ.

Viele – auch sehr engagierte – Mitglieder von Kirchgemeinderäten, kantonalkirchlichen Synoden und Exekutiven kennen zwar die Abkürzung «RKZ», können sich darunter aber wenig Konkretes vorstellen. Die RKZ hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, besser zu kommunizieren, was sie tut und wofür sie steht. Ihr neues Kommunikationskonzept steht unter dem Leitwort «Weil wir gemeinsam mehr bewirken. Für die Kirche. Für die Menschen». Gleichzeitig hat sie sich ein neues Erscheinungsbild gegeben – und einen neuen, frischeren Auftritt im Internet. Prof. Dr. Iwan Rickenbacher, national bekannter Politik und Kommunikationsexperte, hat diesen Prozess als externer Berater der zuständigen Kommission der RKZ beraten. Aus Anlass der Lancierung der neuen Webseite haben wir Iwan Rickenbacher ein paar Fragen gestellt.

Herr Rickenbacher, als externer Berater der Kommission für Kommunikation der RKZ waren sie schon an der letzten Erneuerung der RKZ-Kommunikation im Jahr 2008 beteiligt. Jetzt wird schon wieder alles erneuert. Ist das aus Ihrer Sicht notwendig?
Es ist nicht so, dass das Rad ganz neu erfunden werden musste. Es ging darum, die Kommunikation der RKZ auch auf neue Herausforderungen auszurichten, auf die Tatsache, dass religiöse Fragen, wie etwa der Umgang mit unversöhnlichen religiösen Gruppierungen ausserhalb der katholischen Kirche in der öffentlichen Debatte eine neue Heftigkeit erhalten habe.

Als Kommunikationsfachmann und Beobachter der Rolle der Kirchen im heutigen gesellschaftlichen Umfeld kennen Sie die vielen Herausforderungen im Bereich der Kommunikation. Welches sind aus Ihrer Sicht die grössten und wichtigsten?
Innerhalb der Kirche nimmt die Vielfalt der Positionen und Meinungen auch zu wichtigen Fragen eher zu. In der Frage etwa des Verhältnisses von Kirche und Staat. Da geht es darum, argumentativ immer wieder einen Konsens anzustreben. Ausserhalb der Kirche geht es darum, die zunehmende Zahl der Menschen zu erreichen, die sich noch zur Kirche zählen, aber nicht aktiv an kirchlichen Tätigkeiten und Ereignissen partizipieren. Sie sind es auch, die über ihre Steuern kirchliche Werke unterstützen und über ihre Verantwortung als Eltern ihren Kindern den Weg zu einer Entscheidung für die Kirche offen halten.

Ein neues Logo und eine lebendigere Webseite mit Bildern machen Freude. Aber es braucht mehr, damit die Informationen und Positionen der RKZ Beachtung finden. Was raten Sie der RKZ?
Es geht darum, die Themen und Fragen, welche die Mitglieder der RKZ berühren, in engem Kontakt mit den Kantonalkirchen frühzeitig zu erkennen, Antworten zu finden und mitzuteilen. Die Antworten finden sich auch in den Werken, welche die RKZ unterstützt. Deren Auswahl und Begleitung ist für das Bild der Kirche in der Öffentlichkeit sehr wichtig.

Das Thema knapper Finanzen gewinnt in den letzten Jahren an Bedeutung, auch wenn es der katholischen Kirche vielerorts noch gut geht. Die RKZ tritt vor allem dafür ein, dass mehr Geld für die schweizerische Ebene zur Verfügung steht. Wie kann sie den nötigen Bewusstseinswandel fördern?
Die Kantonalkirchen stehen mit ihren Anliegen nicht im luftleeren Raum und sie sind medial in Sprachregionen eingebunden. In sprachregionalen Medien werden Themen gesetzt, Meinungen vertieft, Diskussionen lanciert. Es gilt aufzuzeigen, wie Fragen, die am andern geografischen Ende der RKZ auftreten, plötzlich entfernte Kantone betreffen, Fragen um den Umgang mit Übergriffen in der Kirche, um die Behandlung der Anliegen von Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind etc. Die RKZ muss auf die nationale Diskussion einwirken können.

Während der letzten Jahre gab es innerhalb der katholischen Kirche zum Teil heftige Diskussionen um das Verhältnis von Kirche und Staat bzw. von demokratischen Körperschaften und bischöflicher Hierarchie. Wie kann die RKZ dazu beitragen, dass der Kirche daraus kein zu grosser Image-Schaden entsteht?
Für ein breites Publikum, das nicht in Funktionen innerhalb der Kirche tätig ist, wirkt diese Diskussion nicht sehr verständlich und wird darum auch kaum wahrgenommen. Das Image der Kirche wird durch ihre Leistungen im Dienste der Menschen geformt. Und hier wären noch mehr gute Geschichten zu erzählen.

Es besteht das Risiko, dass die RKZ den Hauptteil ihrer Energie in internen Aufgaben und Diskussionen verpufft. Wie kann die RKZ mit Hilfe ihres neuen Kommunikationskonzepts dieses Risiko verringern?
Die Arbeit am Kommunikationskonzept war mehr als die Entwicklung eines neuen Auftritts. Es war eine Aktualisierung der Positionierung der RKZ nach innen und aussen. In diese Arbeit wurden alle Gremien der RKZ einbezogen. Diese Diskussion hat die Optik wieder stärker auf die Dinge gerichtet, welche für die Zukunft der RKZ und der Kirche bedeutsam sind. Wichtig ist, was in den Köpfen der Beteiligten geschehen ist. Die Papiere sind nur Dokumentationen.

Wenn Sie für die Themenschwerpunkte der RKZ-Kommunikation zuständig wären: Welche drei Themen dürften auf keinen Fall fehlen?
Für mich wäre ganz wichtig zu fragen, mit welchen Regeln und Qualitäten wir uns in der RKZ begegnen, wie wir Konflikte bewältigen und Lösungen suchen und damit in unserem Handeln sichtbar machen, was wir an christlichen Werten vertreten möchten.