«Organisationsöffnung» - Denkanstösse für die Migrantenpastoral
Alle sind sich einig, dass im Verhältnis zwischen einheimischen und anderssprachigen Katholiken und Katholikinnen mehr Miteinander und weniger Nebeneinander wünschbar ist. Schliesslich haben wir alle denselben Glauben, gehören derselben Kirche an und haben «alle den gleichen Herrgott».
Fragt man jedoch nach dem Wie dieses Miteinanders, gehen die Meinungen rasch auseinander: Die einen finden: Viele, die die anderssprachigen Gottesdienste besuchen, könnten längst deutsch. Sollen sie doch einfach bei uns mitmachen. Die anderen finden: Jeder soll in seiner Muttersprache beten und singen können – gelegentliche gemeinsame Gottesdienste genügen vollauf. Wieder andere finden: Die paar Schweizer, die noch mitmachen, sind gar nicht mehr richtig katholisch. Wir wollen uns nicht in eine Kirche integrieren, die in der Krise steckt.
Entsprechend verläuft die Diskussion sehr defizitorientiert: zu wenig deutsch, zu wenig tolerant, zu wenig vielsprachig, zu wenig katholisch, zu wenig fortschrittlich, zu wenig schweizerisch, zu wenig integriert, zu wenig Geld, zu wenig Bereitschaft, zu wenig Personal …
Nun hat migratio eine kleine Broschüre veröffentlicht, die auf eine Tagung 2015 zurückgeht. Darin wird unter anderem vorgeschlagen, nicht mehr von «Integration» zu sprechen, sondern von «interkultureller Öffnung» als Organisationsentwicklung oder von «Organisationsöffnung». Damit wird der Blick auf die Ressourcen und auf die Bereicherung gelenkt, welche von der Vielfalt in der Kirche ausgeht (Jenni Winterhagen). Am Beispiel der kroatischen Mitchristen wird konkret nach der Bedeutung der Kirche für deren Identität gefragt (P. franco Prcela). Und es wird angeregt, an die urchristliche, pfingstliche Vision einer Weltkirche anzuknüpfen, in der das Volk Gottes, jede und jeder in seiner Sprache, den einen und gleichen Gott Jesu Christi verkündet (Mariano Delagdo). Das sind gut lesbare, hilfreiche Denkanstösse für die Migrantenpastoral.