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Perspektiven in der Corona-Krise

Interview mit Monika Rebhan Blättler, Präsidentin des Kleinen Kirchenrates der Röm.Kath Landeskirche des Kantons Nidwalden, und mit Thomas Boutellier, Verbandspräses der katholischen Pfadi Schweiz (VKP).

Photo by Evgeni Tcherkasski on Unsplash

Was macht die Corona-Krise mit Ihnen und wie hat sie Ihren Arbeitsalltag verändert?

Monika Rebhan Blättler: Zu Beginn der Corona-Krise hatte ich selbst eine schwere Grippe. Seit Mitte März arbeite ich nun im Homeoffice wobei die ersten zwei Wochen dabei sehr stressig waren, da sich die Meldungen von Bund und Kanton überschlagen haben. Es mussten neue Möglichkeiten für Sitzungen und Besprechungen gesucht werden. Für das Personal mussten Weisungen erstellt werden, für die Kirch- und Kapellgemeinden mussten Empfehlungen für Lohnzahlungen, Kirchgemeindeversammlungen usw. erstellt werden. Dann kam für die Urschweizer Kantone auch noch die «Kopp-Krise» hinzu, die mit der Entlassung von Dr. Martin Kopp begann.

Thomas Boutellier: Für mich stellen sich vor allem Fragen. Fragen wie geht’s weiter, aber auch was ist nach der Krise. Ist die Gesellschaft immer noch so wie im Dezember oder geht die Solidarität weiter? Werden wir als Welt noch egoistischer? Mein Arbeitsalltag hat sich sehr geändert. Fuhr ich vorher sehr viel Zug muss ich nun die logische Zugarbeitszeit anders einbauen. Und Videotelefonie ist inflationär. Und niemand scheint das gleiche System zu benutzen.

Welche Absage oder Massnahme war/ist für die Arbeit Ihrer Institution am einschneidendsten? 

Monika Rebhan Blättler: Was etappenweise mit Massnahmen für die öffentlichen Gebäude wie unsere Kirchen, Kapellen und Pfarreiheime begann, gipfelte dann im Verbot Gottesdienste und Veranstaltungen durchzuführen. Was mit Aufstellen von Plakaten und Desinfektionsmitteln und dem Absagen von Veranstaltungen begann, wurde auf einmal radikal überarbeitet und es durften keinerlei liturgischen Feiern mehr gehalten werden; der schulische Religionsunterricht und die ausserschulische Katechese konnten nicht mehr stattfinden. 

Thomas Boutellier: Als nationaler Krisenverantwortlicher der Pfadi Schweiz, war ich massgeblich daran beteiligt. Dass nun keine Pfadi mehr stattfinden kann, ist sicher für unsere Institution die einschneidendste Massnahme. Am selben Tag (13. März) mussten wir die Präsestagung von VKP, Jubla und DAMP absagen. Sehr viel Arbeitszeit und Vorfreude ging da verloren und wird nun in einem Jahr stattfinden. 

Wie erreichen und unterstützen Sie ihre Zielgruppen in der aktuellen Situation?

Monika Rebhan Blättler: Im Moment sind wir durch die Fachstelle KAN sehr eng mit den Kirch- und Kapellgemeinden, Pfarreien und Kaplaneien verbunden. Wir kommunizieren über unsere Webseite, versenden E-Mails und telefonieren sehr viel. Es war sehr interessant zu sehen, wie sich die Pfarreien und Kaplaneien über die Landeskirche untereinander vernetzt haben und sich gegenseitig ihre Ideen und Aktionen aufgezeigt haben. Das waren richtige Aufsteller. Nun hat die Kirche die Chance nach draussen zu gehen – und sie tut es! 

Thomas Boutellier: Die Pfadi hat ein Scoutcorona Forum eingerichtet. So können wir «Homescouting» betreiben. Austauschen, welche Ideen die Besten sind. Wie Pfadiwerte wie Verantwortung in der Gesellschaft und Solidarität auch in dieser Zeit gelebt werden können. Und wie können Pfadis trotz Daheimbleiben Spass miteinander haben. Ansonsten ist der VKP immer noch ohne Einschränkung (einfach ohne Büro) am Arbeiten. Telefon, Videochat und Mail - alles läuft. Wir sind weiterhin kreativ und beratend für die Pfadi und die Präses da. 

Stellen Sie sich vor, Sie blicken Ende Jahr auf den Ausbruch der Krise im März zurück: Was wird an Schwierigem und Schmerzhaftem in Erinnerung bleiben? Was werden sie hoffentlich als positiven Effekt festhalten können? 

Monika Rebhan Blättler: Da wir, wie gesagt, in Nidwalden nicht nur mit der Corona-Krise zu kämpfen hatten, sondern auch mit der Entlassung unseres ehemaligen Generalvikars Dr. Martin Kopp konfrontiert wurden, wird beim Zurückblicken das Schmerzhafteste wohl die Machtdemonstration aus Chur sein. Positiv wird ganz sicher der enorme Zusammenhalt, das füreinander Dasein und das aufeinander Zugehen bleiben. Ich glaube, durch die Corona-Krise haben wir hier in Nidwalden einen synodalen Weg beschritten, ohne dafür zuerst ein Konzept erstellt zu haben.

Thomas Boutellier: Das Krisenmanagement und die Kommunikation in der Kirche, wie auch in den Jugendverbänden, war in der ganzen Situation nicht nur ideal. Ich hoffe wir lernen daraus. Im Moment zeigen sich viele Versuche das Schweigen der Kirchen zu durchbrechen. Ich wünsche mir sehr, dass wir viele positive Beispiele in den Alltag ohne Corona mitnehmen können. Als schwierig wird in Erinnerung bleiben, dass die Kirchen völlig unvorbereitet getroffen wurden und lange nicht wussten, was sie nun machen sollten. Es war eine grosse Hilflosigkeit spürbar. Der positive Aspekt wird sein, dass wir hoffentlich lernen, dass nicht jede Sitzung nötig ist und vielleicht auch ohne 100erte Km Anreise der Teilnehmer sein muss.

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