Wenn der Hirte ein Wolf ist
Der Chefredaktor des Westschweizer Online-Newsportals cath.ch, Pierre Pistoletti, hat den Swiss-Press-Award 2019 in der Kategorie Online gewonnen. Mit der Auszeichnung würdigt die Fondation Reinhardt von Graffenried sein Multimedia-Dossier «Lorsque le berger est un loup» (Wenn der Hirte ein Wolf ist) über sexuellen Missbrauch in der Kirche.
In seinem Beitrag untersucht Pierre Pistoletti in fünf Kapiteln den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche der Schweiz. Dies führt zu einer Gewissensprüfung, die weder die Opfer noch die Schwere der Taten und ihre psychischen Folgen vergisst. Seit 1950 wurden in der Katholischen Kirche der Schweiz 218 Fälle von sexuellem Missbrauch registriert. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Zu lange haben die Bischöfe versucht, die Fälle intern beizulegen, indem sie sich mehr auf das Schweigen als auf das Leid der Opfer konzentrierten. Vor der Kamera des Journalisten Pierre Pistoletti erzählen drei Opfer missbräuchlicher Priester von ihrer Tortur: Manipulation, Vertrauensbruch, Auferlegung des Schweigens und spirituelle Ambivalenz, die zum psychischen Leiden hinzukommen. Durch Interviews und Bezeugungen auf Video wagt der Journalist es auch, die wesentliche Frage zu stellen: Welches sind die strukturellen Ursachen der Kirche, die Missbrauch in ihr begünstigen?
Der Preis zeigt, dass kirchliche Medienarbeit in redaktioneller Freiheit in unserer Gesellschaft als wichtiger Beitrag wahrgenommen wird - und dass die RKZ-Mittel für den Medienbereich gut investiertes Geld sind!