Zwei Frauen verstärken die nationale Arbeit gegen den sexuellen Missbrauch
© Annalena Müller, Pfarrblatt Bern
Von 2002 bis 2021 hat Joseph Maria Bonnemain die Aufgabe als Sekretär des Fachgremiums «Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) im unbezahlten Nebenamt ausgeübt. Nach seiner Wahl zum Bischof von Chur schuf die SBK eine kleine Stelle im Umfang von 30 Prozent, wofür Stefan Loppacher und Karin Iten angestellt wurden. 2023 beschlossen SBK, RKZ und KOVOS verschiedene Massnahmen, mit denen sie auf die Erkenntnisse aus dem Bericht der Pilotstudie der Universität Zürich reagierten. Schon damals war klar, dass die Stelle verstärkt werden muss, um die Massnahmen zeitgerecht umsetzen zu können.
Ein im Mai 2024 zwischen den drei nationalen kirchlichen Dachorganisationen abgeschlossener Vertrag schuf die strukturellen Voraussetzungen:
Die Aufstockung der Dienststelle wurde im Juni 2024 öffentlich ausgeschrieben. Per 1. Januar 2025 beginnen nun Annegret Schär (50 Prozent) und Mari Carmen Avila (20 Prozent) ihre Arbeit.
Die Bernerin Annegret Schär (55) hat die Ausbildungen zur Primarlehrerin und zur Sozialarbeiterin HFS abgeschlossen. Sie arbeitete in verschiedenen Aufgabengebieten, so unter anderem als Beauftragte für die Prävention von sexuellen Übergriffen bei Minderjährigen in der Gemeinde Köniz, in der Begleitung von angeschuldigten und verurteilten Personen, bei den Bewährungs- und Vollzugsdiensten des Kantons Bern und zuletzt als Schulsozialarbeiterin in Zollikofen. Über diese Aufgaben ist sie sowohl mit der Täter- als auch der Opferseite vertraut. Sie hat sich viel Knowhow erworben in den Bereichen Psychologie, Recht und Andragogik.
Annegret Schär wird mit Stefan Loppacher zusammen an den Massnahmen arbeiten, welche sich die katholische Kirche vorgenommen hat. Nach dem Aufbau unabhängiger Beratungsstrukturen, die per Januar 2025 starten werden, wird in den nächsten Jahren der Schwerpunkt bei den kirchlichen Meldestellen und den psychologischen Assessments liegen. Annegret Schär ist hochmotiviert, hierzu einen Beitrag in der katholischen Kirche zu leisten. Sie wird von der RKZ mit einem Beschäftigungsgrad von 50 Prozent angestellt.
Interview mit Annegret Schär bei Pfarrblatt Bern
Die in Mexiko geborene Mari Carmen Avila Diaz-Rubín (65) ist seit zwei Jahren Präventionsbeauftragte des Bistums Lausanne-Genf-Freiburg. Am Institut catholique de Paris hat sie eine Ausbildung im Umgang mit sexuellem Missbrauch absolviert («Abus et bientraitance: Ecouter, accompagner, prévenir»). Sie ist Mitglied der Gemeinschaft der gottgeweihten Frauen des Regnum Christi in der Schweiz, der Laienorganisation der Legionäre Christi.
Mari Carmen Avila wird vor allem die Verbindung zwischen der nationalen Dienststelle «Missbrauch im kirchlichen Kontext» und der französisch- und italienischsprachigen Schweiz sicherstellen. Die «Übersetzungsarbeit» ist dabei nicht bloss in sprachlicher, sondern vielmehr in kultureller und kirchenstruktureller Hinsicht nötig. Sie wird die nationalen Massnahmen gegenüber den Verantwortlichen in den Bistümern, kantonalkirchlichen Körperschaften und den Opferberatungsstellen vertreten und umgekehrt deren Anliegen in Zürich einbringen.
Die Fédération ecclésiastique catholique romaine du canton de Vaud (FEDEC-VD), die Mari Carmen Avila als Bischöfliche Präventionsbeauftragte angestellt hat, wird auch die ergänzende Anstellung im Umfang von 20 Stellenprozenten für die nationalen Aufgaben übernehmen. Die FEDEC-VD leistet mit der Übernahme des Personalaufwands ein Sponsoring für die nationalen Aufgaben, da die RKZ zurzeit nicht imstande ist, alle neuen Aufgaben im Bereich der Missbrauchsbekämpfung ausreichend zu finanzieren. Die FEDEC-VD und die RKZ haben über die Zurverfügungstellung soeben eine Vereinbarung abgeschlossen.
Interview mit Mari Carmen Avila bei Pfarrblatt Bern
Weitere Auskünfte erteilt Urs Brosi, Generalsekretär RKZ
Tel. 044 266 12 01, E-Mail: urs.brosi(at)rkz.ch