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Neue Publikationen

Hinweise zu aktuellen Büchern und Zeitschriften, die sich mit den Themen Religion, Kirchenfinanzen und Recht auseinandersetzen.

©Erwin Lorenzen / pixelio.de

«Zukunft der Religion» als Thema von swissfuture

Das Magazin für Zukunftsmonitoring «swissfuture»  hat seine erste Ausgabe im Jahr 2016 dem Thema «Zukunft der Religion» gewidmet. Das Thema wird breit und vielfältig erörtert, und zwar sowohl aus gesellschaftlicher Perspektive als auch mit Blick auf die verschiedenen Religionsgemeinschaften. Ein Beitrag widmet sich der Frage nach dem «Wertewandel und der Zukunft der Landeskirchen». Anhand unterschiedlicher Szenarien für den Wertewandel wird gefragt, wie dieser sich auf Religion und Kirchen auswirkt: Was, wenn die Individualisierung und Privatisierung alles dominiert («Ego 2030»)? Was, wenn es angesichts des spürbaren Wohlstandsverlusts zum Kampf um knappe Ressourcen kommt und Religion für solche Konflikte instrumentali-siert wird («Clash 2030»)? Welche Auswirkungen hätte es, wenn eine Balance zwischen Arbeit, Beziehungspflege, Lebens-kunst, freiwilligem Engagement und Spiritualität zum dominierenden Lebensmuster wird («Balance 2030»)? Und was, wenn Sicherheit, Ordnungsliebe und Kontrolle aller Lebensvollzüge zum herrschenden Paradigma wird («Bio Control 2030»). Der Autor, Andreas M. Walker, bilanziert: «Der aktuelle Wertewandel ist eine offene Entwicklung - er kann zu unterschiedlichen Zukünften führen. … Die Kirchen sind herausgefordert, ihre Zukunft aktiv zu gestalten und künftige Werke mitzugestalten, rück-wärts in die gute alte Zeit führt sicher kein Weg.»

Geld, Gott und Glaubwürdigkeit

Unter dem Eindruck der Diskussionen um mangelnde Transparenz der Kirchenfinanzen im eigenen Land, aber auch im Vatikan, führte die Konrad-Adenauer-Stiftung im Herbst 2014 ein Symposium zum Thema «Geld, Gott und Glaubwürdigkeit» durch. Dabei richtete sich der Blick auch auf andere Weltteile und andere Religionsgemeinschaften. Afrikanische und lateinameri-kanische Perspektiven fehlen genau so wenig wie Einblicke in die Islamische Welt, ins Judentum, aber auch in rechtliche, finanztechnische, sozialwissenschaftliche oder kirchenrechtliche Aspekte des Themas. Wer den Horizont weiten und über die typisch schweizerischen Diskussionen über das duale System und die Kirchensteuern, besonders juristischer Personen hinausblicken möchte, findet eine Fülle von Informationen, Perspektiven und Denkanstössen.

Karlies Abmeier (Hg.), Geld, Gott und Glaubwürdigkeit (Religion – Staat – Gesellschaft, Band 3), Paderborn 2016, 367 Seiten.

Schweizerisches Jahrbuch für Kirchenrecht 2015

Das Schweizerische Jahrbuch für Kirchenrecht wird zwar von der Schweizerischen Vereinigung für evangelisches Kirchenrecht herausgegeben, ist aber – namentlich im staatskirchenrechtlichen Bereich und bezüglich der Zusammensetzung der Autorenschaft – längst ein ökumenisches Vorhaben. Die Hauptbeiträge befassen sich mit den Auswirkungen religiöser Pluralität. Ein sehr interessantes Thema greift Bernhard Ehrenzeller auf: «Die Benediktsregel und die Weisheit des Rechts». Der Vergleich regt ihn zu grundsätzlichen Reflexionen über den Zusammenhang von Recht, Religion und Glück des Menschen an – und auch über die Grenzen, was mit Hilfe von Regeln und Gesetzen geregelt werden kann.

Aus Sicht der RKZ und der katholischen Kirche in der Schweiz ist erfreulich, dass das Jahrbuch wichtige Rechtstexte aus diesem Kontext dokumentiert und vorstellt. Im Jahrbuch 2015 sind die neuen Vereinbarungen zwischen SBK und RKZ und ein grösserer Bericht zu deren Einordnung enthalten.

Wer das Jahrbuch regelmässig erhalten und über die Aktivitäten, insbesondere die Jahrestagung der Schweizerischen Vereinigung für evangelisches Kirchenrecht informiert werden möchte, kann der Vereinigung beitreten. Der Jahresbeitrag beträgt CHF 50. Darin ist der Erhalt eines Exemplars des Jahrbuches enthalten. Adresse: Schweizerische Vereinigung für evangelisches Kirchenrecht, c/o Dr. iur. Martin Röhl, Hirschengraben 50, Postfach 8024 Zürich; martin.roehl@zh.ref.ch.

Schweizerisches Jahrbuch für Kirchenrecht – Annuaire suisse de droit ecclesial 2015, Bern 2016, 343 Seiten.

Kirchliche Gassenarbeit Luzern

Dass die von Prof. Adrian Loretan (Luzern) herausgegebene Buchreihe «Religionsrecht im Dialog» einen Band zur Kirchlichen Gassenarbeit in Luzern veröffentlicht, erstaunt auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick jedoch zeigen sich Zusammenhänge. So basiert diese Gassenarbeit auf einer 30-jährigen «Zusammenarbeit von Kirchen und staatlichen Institutionen zugunsten von suchtbetroffenen Personen», wie es im Untertitel heisst. Und mit dem Stichwort «Menschenwürde» ergibt sich ein wichtiger gemeinsamer Bezugspunkt zwischen dem «Grund der Menschenwürde in der Verfassung» und dem Grund für dieses Engagement, das «der Würde des Menschen auf der Gasse» dient, wie es Adrian Loretan in seinem Nachwort erläutert.

Eindrücklich dokumentiert das Buch aus der Perspektive von in der Gassenarbeit Engagierten, aus der Perspektive aussenstehender Experten sowie aus der Perspektive von suchtbetroffenen Menschen ein diakonisches Engagement, das weit über die kirchlichen Kreise hinaus wahrgenommen wird. Es füllt nicht nur den Begriff der «Menschenwürde», die ausnahmslos allen zukommt, sondern auch jenen der «gesamtgesellschaftlichen Leistungen der Kirchen» und der Zusammenarbeit von Kirche(n), Staat und Zivilgesellschaft mit Inhalt. Zudem ist das Buch auch ein hervorragender Denkanstoss zum «Jahr der Barmherzigkeit», das Papst Franziskus ausgerufen hat.

Adrian Loretan, Ueli Mäder, Sepp Riedener, Fridolin Wyss (Hg.), Kirchliche Gassenarbeit Luzern. Eine 30-jährige Zusammenarbeit von Kirchen und staatlichen Institutionen zugunsten von suchtbetroffenen Personen (ReligionsRecht im Dialog, Band 22), Zürich 2016.

Konfessionelle Grabfelder auf öffentlichen Friedhöfen

Für das staatliche Religionsrecht und das Verhältnis zwischen Religionsgemeinschaften, Staat und Gesellschaft sind in der Praxis nicht nur die grundsätzlichen Themen wie Religionsfreiheit, Anerkennung von Religionsgemeinschaften oder Finanzierung der Aktivitäten der Religionsgemeinschaften von Bedeutung. Wichtig sind auch konkrete Einzelthemen: Nahrungsmittel- und Tierschutzgesetzgebung wo religiöse Speisevorschriften bestehen, Rundfunk- bzw. Medienrecht, wo Religionsgemeinschaften die Medien für ihre Verkündigung nutzen möchten, Schulrecht und Lehrpläne, wo es um die religiöse Unterweisung von Kindern geht, Ehe- und Familienrecht, weil viele Religionsgemeinschaften dem Zusammenleben in Ehe und Familie grosse Aufmerksamkeit schenken, etc. Und weil der Übergang vom Leben zum Tod, der Umgang mit den Verstorbenen und die Vorstellungen darüber, was nach dem Tod ist, für die Religionen ein zentrales Thema ist, hat auch das Friedhofsrecht eine religionsrechtliche Dimension. In einer rechtsgeschichtlichen Studie zum staatlichen Bestattungsrecht in der Schweiz zeichnet René Pahud die Entwicklung nach. Sie beginnt im Mittelalter unter dem Stichwort «Nähe zur Kirche als Nähe zum religiösen Heil» und schliesst mit der «neue(n) Friedhofskultur zwischen Individualisierung und Anonymisierung». Cla Reto Famos steuert verfassungsrechtliche Überlegungen bei und eine umfangreiche, von Burim Ramaj erstellte Dokumentation gibt Einblick in die Rechtslage in den Kantonen und auf kommunaler Ebene. In allen Beiträgen wird ein Spannungsfeld deutlich: Einerseits wird die Gesellschaft immer säkularer, die Zahl der konfessionslosen Menschen nimmt zu – anderseits generiert die religiöse Pluralisierung neue Erwartungen an die Berücksichtigung konfessions- bzw. religionsspezifischer Normen und Wertvorstellungen im Bestattungsrecht. Das wird weiterhin für Diskussionen sorgen. Der schmale, aber gehaltvolle Band trägt zu einer sachlichen Diskussion bei – und bietet Anschauungsmaterial für jene, die nach guten, situationsangepassten Lösungen und Formulierungen suchen.

Cla Reto Famos, René Pahud de Mortanges, Burim Ramaj, Konfessionelle Grabfelder auf öffentlichen Friedhöfen. Historische Entwicklung und aktuelle Rechtslage (FVRR 34), Zürich 2016, 125 Seiten.