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Wer ist eigentlich Dominique Pittet (GE)?

Porträt über einen RKZ-Delegierten

Herr Pittet, seit genau 10 Jahren sind Sie Generalsekretär der Eglise catholique romaine à Genève (ECR-Genève). Wie hat sich die Katholische Kirche im Kanton Genf seit Ihrem Antritt verändert und wo sehen Sie ihre Stärken?

Seit meinem Amtsantritt hat sich die römisch-katholische Kirche in Genf (ECR-Genève) als Institution kaum verändert, ihre finanzielle Situation ein wenig. Trotz finanziellen Schwierigkeiten konnte die ECR-Genève vor allem ihre Präsenz gegenüber den Schwächsten verstärken. Ohne unsere Dienstleistungen gegenüber den Pfarreien zu vernachlässigen, haben wir eine Seelsorgestelle für Randständigen aufgebaut, um dort präsent zu sein, wo der Staat keine Hilfe mehr anbietet. Zudem haben wichtige Entscheidungen die finanzielle Sicherheit verbessert.

Was steht im nächsten Jahr besonders gross in der Agenda der ECR-Genève?

Die wichtigsten Ereignisse im kommenden Jahr sind sicher unsere Kampagne an Ostern, das Filmfestival «Il est une foi» mit dem Thema «SpirituElleS», bei welchem es um die Rolle der Frauen in der Kirche geht, oder eine Podiumsdiskussion an welcher u.a. die erste französische Rabbinerin, Pauline Bebe, und Christine Pedotti, Journalistin und Mitbegründerin der Conférence catholique des baptisé-e-s francophones (CCBF), teilnehmen werden. Hinzu kommt die Umsetzung der neuen visuellen Identität der ECR-Genève.

Im Kanton Genf sind Kirche und Staat getrennt, weshalb keine Kirchensteuern erhoben und keinerlei Staatsbeiträge entrichtet werden. Wie finanziert sich die ECR-Genève?

Die Finanzierung der ECR-Genève basiert auf fünf Säulen: 1. Mehrere Spendenaufrufe pro Jahr, bei welchen der Beitrag der ECR-Genève an die Allgemeinheit im Vordergrund steht. 2. Eine gewinnbringende Bewirtschaftung der kirchlichen Immobilien zur Erzielung eines nachhaltigen Einkommens. 3. Die bessere Bewirtschaftung des Anlagevermögens, als wesentlichen Beitrag für eine ausgeglichene Rechnung. 4. Die Sensibilisierung der Pfarreien im Umgang mit ihren finanziellen Mitteln, wobei die ECR-Genève die Löhne der Priester und angestellten Laien finanziert. 5. Die Freiwilligen, die im Dienst der katholischen Kirchen unseren Glauben unentgeltlich bekannt machen.

Und was sind bei dieser Art von Kirchenfinanzierung die grössten Herausforderungen für die ECR-Genève und ihren Generalsekretär?

Für die römisch-katholische Kirche in Genf besteht die grösste Herausforderung darin, ihre Dienstleistungen zu Gunsten der Gesellschaft auch künftig im bisherigen Umfang bereitzustellen. Damit das gelingt, dürfen unsere Spendeeinnahmen, welche 60% unserer Einkünfte ausmachen, nicht weiter sinken. Wie andere gemeinnützige Organisationen, spürt auch die ECR-Genève einen Spendenrückgang. Verstärken müssen wir unser Engagement mit Blick auf Erbschaften und Legate.

In Ihrer Funktion als Generalsekretär der ECR-Genève sind Sie Delegierter in der RKZ. Wie hat sich die RKZ aus Ihrer Sicht in den letzten 10 Jahren verändert und wo sehen Sie die Stärken der heutigen RKZ?

Aufgrund des zunehmenden Kostendrucks bei der Mehrheit der kantonalkirchlichen Organisationen spüre ich bei den Delegierten eine deutliche Veränderung bei der Einstellung bezüglich der wiederkehrenden Erhöhungen der RKZ Zielsumme. Früher standen wir meistens alleine da, wenn wir uns aufgrund unserer finanziellen Schwierigkeiten gegen eine Erhöhung der RKZ Zielsumme aussprachen. Mit den zunehmenden Kirchenaustritten und der damit verbundenen Gefahr geringerer Steuereinnahmen, plädieren auch andere kantonalkirchliche Organisationen dafür, neue Ausgaben durch Einsparungen an anderer Stelle zu kompensieren.

Weiter hervorheben möchte ich das bessere Verhältnis zwischen SBK und RKZ. Im dualen System ist es wichtig, dass jede Partei in seinem eigenen Tätigkeitsbereich und seiner eigenen Verantwortung respektiert wird.

Von 2014-2017 waren Sie zudem Mitglied der Finanzkommission der RKZ. Wo sehen Sie die künftig die grossen Herausforderungen in der Finanzierung der RKZ bzw. der nationalen Ebene?

Im Mittelpunkt stehen die Kirchensteuern und die Fähigkeit der RKZ, nicht nur ihre Mitglieder zu sensibilisieren, sondern vor allem die Kirchgemeinden, wo die Steuern eingehen. Zwar sind die Kirchensteuern in den letzten Jahren insgesamt um 9% gestiegen, jedoch weder linear noch in allen Kantonen. Zudem wird es in der Zukunft notwendig sein, den Grundsatz neue Ausgaben durch Einsparungen zu kompensieren konsequent anzuwenden, um nicht Gefahr zu laufen, dass einige Mitglieder die finanzielle Solidarität innerhalb der RKZ in Frage stellen. Ein neuer Start?

Eine Finanz- und Fundraisingkommission, Förderung der Marke «RKZ» und Entwicklung der Projektfinanzierung durch Stiftungen und Grossspender.

Wenn Sie einen Wunsch an die Schweizer Bischofskonferenz richten könnten: Was würden Sie sich wünschen?

Die Beziehung zwischen SBK und RKZ hat sich deutlich verbessert. Es besteht eine echte Bereitschaft zur Zusammenarbeit unter Wahrung der gegenseitigen Zuständigkeiten. Ohne den Willen beider Parteien, wäre diese Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen SBK und RKZ nutzlos. Man ändert nicht über Nacht seine alten Gewohnheiten, jedoch verändert sich die Gesellschaft in allen Bereichen, da bildet unsere Kirche keine Ausnahme. Mein Wunsch ist es daher, dass die beiden Partner in diesem Wirkungsmechanismus nicht einen Machtverlust sehen, sondern sich daran freuen, gemeinsam Kirche zu gestalten und die ergänzenden Fähigkeiten des Partners zur Geltung zu bringen.

Wenn Sie wählen müssten, was ziehen Sie vor?

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